Samstag, 18. April 2009

Paisley Pack

Kein böses Wort über Paisley. Nicht von mir. Ich habe mal eine wunderbare grüne Paisley-Krawatte gesehen. Die hätte ich mir doch mit großem Vergnügen um den Hals gebunden. Aber Ein dazu passendes Hemd habe ich nicht gefunden. Vermutlich gibt es das auch gar nicht. Aber abgesehen davon, dass es zu dieser Welt nicht passt ist Paisley ein wunderbares Muster.

An Paul Weller sind ja seit langem schon die Schuhe das optisch noch am Ehesten erträgliche. Alles, was an ihm nicht Schuh ist, sieht ja inzwischen erschreckend nach Rod Stewart aus. Also Klamotten, Frisur, Gesichtsfarbe, Bemuskelung, da geht stilistisch schon lange gar nichts mehr.

Kommen wir zu dem schwierigen Teil. Wie erklärt man einem alten Rocker die Großartigkeit und geradezu existenzielle Notwendigkeit des Pop. Das ist, als würde man versuchen einem Veganer die Vorzüge eines blutigen Steaks erklären wollen.

Die Pet Shop Boys sind ja die letzten Überlebenden einer Zeit in der Pop noch eine andere Bedeutung hatte als heute. Als Pop noch Dissenz war, der Kauf einer Platte ein nahezu sakraler Akt. Als Pop noch nicht eine Karriereoption war sondern ein tatsächliches Ausdrucksmittel. Als noch nicht alles, jeder Scheisdreck als Pop bezeichnet wurde. Oder schlimmer noch als "Popkultur". Ist ja alles nur noch Absatzsteigerung und Feuilleton. "Ministerium für Popkultur" mein Arsch. Als Pop, eben gerade Pop und nicht Rock, eine politische Funktion hatte, bzw selbst schon eine politische Ansage war. Einmal in der Form eine Feier der Oberfläche als Statement gegen die Pseudoauthentizität des Rock und gegen den Mythos von der "ehrlichen, handgemachten Musik". Schon mal von einem Synthesizer belogen worden? Eben.

Zweitens politisch als Promotion eines Lebensstils der von den vom Protestantisch-Kapitalistischen Normgefüge erheblich abweicht und drittens natürlich auch dadurch das auch textlich "agitiert" wurde in Stücken die so eingängig waren, dass sie rund um die Uhr im Radio liefen. Nicht, dass das auf lange Sicht viel gebracht hätte. Aber den Versuch wars wert. Die Künstler waren ja größtenteils entschiedene Sozialisten. Ihre Fans, vor allem in Deutschland, waren es nicht. So nah wie Martin Fry mit "The Look Of Love" ist selten jemand an den "perfekten Popsong" herangekommen. Uplifting Drama, Baby.

Und die Pet Shop Boys geben immer noch die besten, intelligentesten Interviews.

So mehr kommt aus meinem verkaterten, vermutlich eher noch besoffenen, Kopf grad nicht raus. Guten Morgen!

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