Samstag, 19. September 2009

In eigener Sache




Wenn eine Straßenbahn einmal aus der Schiene springt, kommt sie nie mehr wieder

Und wenn ein Kontrolleur dich laufen lässt, tut er das auf eigne Faust

Wer die Monatskarte hat, sollte besser nicht am Monatsanfang sterben

Und hier ist Endstation, hier geht es nicht mehr weiter, hier steigen alle aus


Komm mit mir woanders hin, ich weiß noch einen Weg

Den kann man nicht alleine gehen, und ich hab mir überlegt

Dass alles, was ab jetzt geschieht, mich nicht mehr interessiert

Wenn du darin nicht vorkommst, bitte bleib bei mir


Element of Crime – Bitte bleib bei mir

Vom Album "Immer da wo du bist bin ich nie"


Ich persönlich würde mir das Futter aus dem Sakko reißen, wäre ich fähig, solche Lyrik zu Papier zu bringen und vermutlich täte ich das auch mit allen anderen Sakkos in meinem Kleiderschrank, hätte ich wie Sven Regener eine Schar Freunde hinter mir, die in der Lage sind, aus solchen Zeilen auch noch ein ganz wundervolles Lied zu basteln. 


Element of Crime begleiten mich seit nunmehr 15 Jahren über Höhen und Tiefen. Beiderseitig, wohlgemerkt. Ich weiß auch nicht, woran das liegt, aber auf ein wenig unheimliche Art schreibt diese knarzige Combo den Soundtrack zu meinem Leben. Psycho zum Beispiel, klang 1999 irgendwie nach Aufbruch, also packte ich im gleichen Jahr meine Klamotten und verließ meine Heimatstadt. Romantik lieferte die schönste Herbstmusik, die man sich denken kann und zum gleichen Zeitpunkt, nämlich 2001, kam ich mit Sack und Pack in der deutschen Hauptstadt des regnerischen Wetters an. (Übrigens in einem braunen Auto, welches auf der ganz neuen Platte ebenfalls besungen wird. In einem Text, den ich sofort unterschreiben würde.)


Mit Mittelpunkt der Welt erschien 2005 dann eines ihrer bis dato besten Alben. Nun lebt man sein Leben ja nicht nach Musik; selbst wenn man dieser schönsten aller Künste eine große Bedeutung im eigenen Leben einzuräumen bereit ist. Aber an entscheidenden Schlüsselstellen des Daseins und vor allem der Liebe spielte Mittelpunkt der Welt in den letzten vier Jahren bei mir eine Rolle. Seit gestern gibt es nun Immer da wo du bist bin ich nie. Und ob man das nun glaubt oder nicht: diese Platte wäre nicht anders ausgefallen, hätte ich Sven Regener höchstpersönlich angerufen und angefragt, ob er ein paar Lieder schreiben kann, die zu meinem derzeitigen Leben passen. Dabei liefern Element of Crime ja gar kein Patentrezept. Sie zeigen einem bloß immer wieder auf, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn man keines hat. Und dass man vermutlich noch nicht mal eines braucht, weil's sonst arg langweilig werden würde.


Immer da wo du bist bin ich nie ist meine Platte für diese Zeit. Ganz genau passend für die letzten Vorkommnisse, mit der richtigen Mischung aus Trost und Zuversicht. Keine Ahnung, woher der Regener weiß, was ich gerade gebrauchen kann. Aber ich wollte ja eigentlich auch nur eines sagen. Danke nach Berlin.



VDL

(Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Kasbohm.)