Montag, 18. Mai 2009

Sozialdemokratie überwinden

Werter Freiherr van der Louw,

Mit "Der Kapitalismus muss überwunden werden" ist es für mich ja wie mit "alle Raben sind schwarz". Selbstverständlich vollkommen richtig aber eine absolute Binse, deren Äußerung keinen Erkenntnisgewinn bringt. Das Problem bei Lafontaine ist ja nicht, dass er den Kapitalismus überwinden möchte, sondern, dass er es eigentlich nämlich doch nicht so richtig möchte. Schließlich ist er ja Sozialdemokrat. Und was haben die Sozialdemokraten gemacht, als die Matrosen nach dem ersten Weltkrieg gegen das System sich erhoben? Genau - sie haben die faschistischen Freikorps gerufen um den Aufstand im Blut der Matrosen zu ertränken auf deren Seite die Sozialdemokraten immer behauptet hatten zu stehen. (Lafontaine ist zudem natürlich ein vollkommener Wirrkopf und geradezu pathologischer Antisemit. Deshalb hat er ja auch etliche Fans, die eher braun als rot sind.)

Wenn es drauf ankommt - und das war bei Schröder wie es bei Stresemann war - haben Sozialdemokraten nie etwas besseres zu tun als im Sinne der bestehenden Ordnung - und der Nutznießer dieser Ordnung - mit aller Gewalt durchzugreifen. Seien die Nutznießer der bestehenden Ordnung nun der Kaiser und der Erbadel oder die nichtsteuerzahlenden Großunternehmen und der "Geldadel". Mit tösender Rethorik geben sie vor, der Anwalt der unteren Gesellschaftsschichten zu sein nur um diesen Menschen dann wieder lachend eins über den Kopf zu ziehen. Weil die ja doch nicht lernen und jedes Mal wieder SPD wählen. Das ist so eine Art sadomasochistische Zweckverbindung.

Helmut Kohl und HD Genscher hätten doch niemals Harz IV einführen und den Balkan per Einmarsch der "Friedenstruppen" weiter destabilisieren können. Damit wären die niemals durchgekommen. Als moralische Rechtfertigung brauchte es dazu den "kleinen Mann" Schröder und den "Friedensaktivisten" Fischer. Wobei letzterer ja in bester rechtskonservativer Feuilletonistenmanier versuchte die deutsche Geschichte gleich mit zu entsorgen, in dem er behauptete Milosevic sei der neue Hitler etc pp. Und dazu der fanatische getriebene Rudolf Scharping der, der Lügen aus der Propagandakiste verbreitete wie man sie seit dem ersten Weltkrieg durch Aufklärung für vergessen hielt (Fötengrill, Hufeisenplan etc). Nur damit die eine Seite dämonisiert wird und man dann auf der Seite der Anderen, der "Guten", gegen die bösen (Balkan-Hitler (Jetzt kämpfen wir Deutschen endlich auch gegen Hitler)) in den Krieg ziehen konnte.

Und was die "Sozialreform" angeht: Dass das Proletariat von heute, im marxschen Sinne, eben nicht mehr nur die Hafenarbeiter und Maurer sind, die es ja eh kaum noch gibt, sondern eben wir alle, seien wir nun Schreiber, Architekten oder Informatiker oder was auch immer, das dürften mittlerweile genug von uns am eigenen Leib und Portemonnaie erfahren haben.

Ächz. Da könnt ich mich ja glatt in Rage reden. Aber am Ende läuft das alles auf den Satz der Matrosen von 1920 hinaus: "Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!". Und mehr Wörter muss man über die auch nicht verlieren.

Also, und da schließe ich mich Ihnen rückhaltlos an, Herr van der Louw, Es gibt sehr viele schöne Dinge, die man aus Papier machen. Hütchen, Papierflieger, Notizzettel etc. Alles schöne Sachen, die man mit den Wahlunterlagen machen kann. Wer aus ästhetischen oder sonstwelchen Gründen darüber abstimmen möchte, ob die Vorgaben des DIHT künftig von einer der einen oder anderen Person umgesetzt werden, der soll von mir aus in Gottes Namen zur Wahl gehen. Ich leiste meinen politischen Beitrag durch meine Arbeit und habe ansonsten besseres zu tun als Beihilfe zu leisten.

Und nächstes Mal gibts dann wieder heitere Alltagsbeobachtungen aus Wald und Flur oder einen weiteren Fleischbehau oder ich hol mal ne schöne Platte aus meinem Regal und schreib 10.000 Zeichen dazu. Das macht nämlich mehr Spaß. Sonst kommt man so verbittert rüber. Aber es gibt ja diese Ragethemen. Was soll man machen?

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