Freitag, 2. Juli 2010

Der Wulff im Schlafpelz



Also, mal ganz im Ernst: Viel besser hat die Präsidentenwahl doch gar nicht ausgehen können: Merkel, Westerwelle und Wulff sind bis aufs Außerste gedemütigt, und Gauck, der alte Geschichtsrevisionist, der eh schon seit langem so auftritt, als sei er Präsident von allem, ist es gottseidank nicht geworden.

Oftmals sehen Menschen aus irgendeinem finstren Grunde ja wirklich in etwa so aus, wie sie heißen. Christian Wulff ist aber der rare Fall von Jemandem, der wirklich exakt so aussieht, wie er heißt. Wie Gundula Gause. Kurze Haare, eine Langweilerbrille und das geradezu krankhafte Bemühen, sich mit jedem zu verstehen. Bzw: Bei jedem das Gefühl zu erwecken „Ich, der Christian, kann Dich verstehen.“ Meist aber mit dem Kalkül im Hinterkopf „Der kann mir nochmal nützlich sein.“ Das sind sogar manchmal ernsthaft nette Typen, nur so durch und durch langweilig und eigenschaftslos, dass man es morgens oft schon mit charaktervolleren Frühstückseiern zu tun hat. Jemand, der sich selbst zu Schülersprecherwahl aufstellen lässt, aber dabei völlig vergisst, dass keiner ihn richtig mag und schon gar nicht wählen würde. Jemand, der jeden ungefragt ankumpelt. „Ich sehe ja nicht so aus, aber ich verstehe die Jugend. Ich gehe übrigens zum U2-Konzert.“ Das ist alles nicht lustig, aber irgendwie dann doch.

Über den Blödsinn ausgerechnet „Die Linke“ als „SED-Nachfolgepartei“ zu titulieren, muss man in einem Land, in dem sich beide Koalitionsparteien ohne mit der Wimper zu zucken die sozialistischen Blockparteien unter die gierigen Nägel gerissen haben und eine Kanzlerin „regiert“ die im Osten wie im Westen Funktionärin war, wohl nicht zu reden. Und immerhin hat sie es geschafft, den eitlen, selbstgerechten Politkasper Gauck zu verhindern.

Was kann einem Besseres passieren als einen völlig charismafreien Politiker an der Spitze des Landes zu haben? Wenn Hitler die Ausstrahlung Wulffs gehabt hätte, der Welt wäre viel Elend erspart geblieben. Wulff ist zwar nur Grußonkel, aber auch dafür ganz prima geeignet. Wie Wohlfühlaromen in Kaufhäusern. Da fährt dann Barack Obama vom Präsidentenbesuch nach Hause und sagt zu seiner Frau: „Sag mal, erinnerst du dich noch daran, wie dieser,... äh,... dieser... Dings aussah? Komisch. Ich auch nicht. Aber das war doch sehr nett, bei dem, oder?... Hmm. ... Hast du noch einen Schimmer, worüber ich mit diesem, äh,... was hat der noch mal für ein Amt?... gesprochen habe? Naja, irgendjemand wird schon mitgeschrieben haben. Und wenn nicht, ists wahrscheinlich auch egal.“ So mag ich Deutschland. Unsichtbar.

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