Dienstag, 15. Dezember 2009

Teenager und Drogen

Ich habe mich ja nun eine Weile in vornehmer Zurückhaltung geübt. Nicht aus Divenhaftigkeit sondern einfach, weil ich das Gefühlt hatte, zur Zeit nichts zu sagen zu haben. Und so viele Leute stopfen jeden möglichen Informationskanal mit den Sachen voll, die sie nicht zu sagen haben. Da wollte ich als leuchtendes Beispiel vorangehen, dem von möglichst vielen Folge geleistet werden sollte. Einfach mal die Fresse halten, wenn da eh nichts Interessantes rauskommt. Es ist nicht so, dass sich bei mir wahnsinnig viel geändert hätte. Aber ich habe mitbekommen, dass dieses Blog tatsächlich gelesen wird. Und ich will ja auch nicht unhöflich sein.

Ich habe mich gefragt, wann fing meine Äußerungsunwilligkeit eigentlich an. erstaunlicher Weise kann ich den Zeitpunkt genau benennen. Es war ziemlich exakt mit der letzten Bundestagswahl. Ich weiss nun nicht, ob die direkt etwas damit zu tun hat. Aber auf jeden Fall passt es irgendwie. Jetzt wo man nicht nur Merkel sondern auch Westerwelle jeden Tag vor Augen hat, was will man da noch sagen. Gaben die Sozen wenigstens noch in ihrer Bigotterie ein anständiges Feindbild ab, ist jetzt alles so so offensichtlich, so platt, so vorhersehbar. Die Wut ist intakt, aber das Bedürnis darüber zu kommunizieren ist weg. Es hat sich irgendwie erübrigt. Da ist einerseits der Drang, die alle in die Luft zu sprengen, weil sie mit ihrer überkommenen Ideologie (eher schon Religion) uns jeden Tag tiefer in die Scheisse reiten, andererseits möchte ich darüber nicht reden. Also wäre Wortlos in die Luft sprengen vermutlich die richtige Alternative.

Also genug davon. Der Van der Louw hat vollkommen recht, wenn er die neue Flaming Lips Platte mit der gebührenden Begeisterung lobt. Die hat sich ja auch einige böse Verrisse abgeholt. Erstaunlicher Weise wurde ihr oft vorgeworfen, anstrengend zu sein. Was sie nicht ist. Sie ist ein mit Drogen vollgepumptes Groovemonster. So wären Pink Floyd, wenn sie nicht doof wären. Man kann diese Platte vollkommen anstrengungsfrei durch die Gehirnwindungen sich schlängeln lassen. Das kitzelt vielleicht etwas, macht aber keine Mühe. Ausserdem, was sind das denn für Menschen, die sich von Platten überfordert fühlen, die anders sind, als sie erwartet haben. Musik ist ja keine Tapete. Musik, wie jede Kunst, soll einen auch gerne mal herausfordern. Und ich beneide den VDL darum, das dann auch live erlebt zu haben.

Ganz andere Musik, ähnliches Vergnügen. Die beste Duran Duran Platte, „Rio“, ist jüngst als Doppel-CD-Limited-Edition erschienen. Mit Demos und Dance-Versionen (die damals nicht gemixt wurden, sondern neu eingespielt. Länger und grooviger. Was das Erstaunliche an dieser Edition ist: Sie macht klar, dass Duran Duran eine wirklich ernsthaft gute Band waren. Die hat man ja damals nicht so richtig ernst genommen. Vermutlich weil die kleinen Mädchen sie toll fanden und sie ständig auf dem Cover der Bravo waren. Aber eine der wichtigen Lektionen ist: Was Popmusik angeht haben kleine Mädchen immer recht. Wenn man sich mal vor Ohren führt, was für Songs die Herren Rhodes. LeBon, Taylor, Taylor und Taylor geschrieben haben, als sie gerade mal zwanzig waren, kann man nicht anders als beeindruckt sein. Wenn man daneben dann die vielgeschätzten Zoot Woman hält, die ja auch gar nicht schlecht sind, aber soundmäßig eher eine Pastiche von dem sind was Duran Duran und andere in den frühen achtzigern gemacht haben, kommt man nicht umhin eines festzustellen: Wenn Zoot Woman auch nur einen Song geschrieben hätten, der vom Songwriting auch nur ansatzweise so stark wäre wie die frühen Stücke von Duran Duran, dann hätten sie dafür vermutlich ihre gesammelten Mütter und Großmütter an den Teufel verkaufen müssen. Bevor DD dann in der zweiten Hälfte der 80er in tiefste Tiefen abgestiegen sind, hatten sie nicht nur verdammt gute Songs, ein cooles Image und konnten aus ihrer Plattenfirma viel Geld rausleiern um Videos in der Karibik zu drehen, sie waren auch gute Musiker. Die Limited-CD hat zudem ein hübsches, dickes Booklet. Und im März gibt es dann das Gleiche nochmal mit dem Debüt-Album. Lohnt sich.

Soviel erstmal hierzu. Bezaubernd auch die Platte von Neil Hannon (Devine Comedy) unter dem Namen „The Duckworth Lewis Method“. Eine ganze Platte über Cricket. Muss man auch erstmal machen.

Nächstes Mal dann mehr von brennender politischer Brisanz. Oder über „Welt Kompakt“. oder was mir grad so über den Weg läuft. Ich wünsche gesegnete Vorweihnachtstage.

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